Let’s talk about… Keine Hassparolen an unserer Schule!zurück

Sehr geehrte Lehrkräfte, liebe Mitschüler(innen),  

am 25.06.2020 wurde auf den Scheiben der Bushaltestelle unseres Schulzentrums ein rechtsradikales Graffiti hinterlassen. Man könnte die Ernsthaftigkeit der Parolen in Frage stellen. Natürlich. Aber dass junge Menschen aus einem so ernsthaften, gefährlichen und verletzenden Thema einen Witz machen, ist für mich unverständlich. Nichtsdestotrotz besteht ebenfalls die Möglichkeit, dass die Schmiererei einen ernsthaften Hintergrund gehabt hat. Der Schuldige/die Schuldigen sollte(n) dringendst ausfindig gemacht und angemessen bestraft bzw. belehrt werden. 

Die freiheitlich-demokratische Grundordnung beinhaltet die Grundrechte, die unter anderem besagen, dass jeder Mensch, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder seiner Sexualität, mit Würde zu behandeln ist, seine Religion frei ausleben darf und die Freiheit besitzt, sich nach eigenen Vorstellungen zu entwickeln, solange diese nicht gegen die oben genannte Prinzipien verstoßen. Derjenige bzw. Diejenigen,  der/die für das Graffiti an unserer Bushaltestelle verantwortlich ist bzw. sind, hat zwar das Recht, seine Meinung frei zu äußern, nicht jedoch in Form einer Sachbeschädigung und schon gar nicht, wenn eben jene Meinung in Form eines Hakenkreuzes, welches aufgrund seiner Geschichte menschenverachtende Bedeutung hat und zurecht ein verbotenes Symbol ist, zum Ausdruck gebracht wird.

Was ich persönlich am meisten befürchte, ist, dass ein jüngerer Schüler dieses Graffiti gesehen hat und sich entweder in seiner Existenz bedroht oder beleidigt gefühlt hat, da er selber möglicherweise zu einer Gruppierung gehört, die unter dem Nationalsozialismus gelitten hatte. Eventuell war seine Familie von der Unterdrückung und dem Massenmord direkt betroffen, weil sie eben im nationalsozialistischen Denken als nicht minderwertig galten.

Viel schlimmer fände ich aber, wenn ein junger Mensch an unserer Schule durch die Symbole und Worte, die an der Scheibe der Haltestelle standen, aufgrund von fehlender oder nicht ausreichender Aufklärung über eine solch beschämende historische Zeit, sich eventuell sogar durch das Graffiti beeinflussen lässt und selber auf dumme Gedanken kommt und ähnliche Botschaften verbreitet. 

Meiner Meinung nach ist das Wichtigste nach einem solchen Vorfall, dass er ausführlich diskutiert wird. Im besten Fall sowohl im Klassenverband unter Anleitung einer Lehrkraft, als auch unter den Schülern selbst. Da der Parkplatz des Schulzentrums öffentlich begehbar ist und keine Videoüberwachung stattfindet, lässt sich nicht sagen, wer der oder die Täter waren. Ob es sich bei den verantwortlichen Personen um Schüler handelt oder schulfremde Personen, die an unserer Bushaltestelle einen Ort für ihre Hassbotschaften gefunden hatten, bleibt zunächst ungeklärt. Sollte diese Person aber doch gefunden werden, ist es vonnöten, dass sie eine angemessene Geld-, eventuell sogar Freiheitsstrafe bekommt, abhängig von Vorstrafen, Alter, etc.  

Dass es nach wie vor Menschen gibt, die bereit dazu sind, Symbole wie das Hakenkreuz oder Parolen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu verwenden und an öffentlichen Objekten zu hinterlassen, zeigt mir, dass es im Schulunterricht, vielleicht sogar auch außerhalb von diesem, noch immer nicht genug Gespräche über die wahrhaft ekelerregenden Zustände und Geschehen unter Adolf Hitler gibt.  Zu wenig werden auch die heutigen rechtsradikalen Meinungen und Tendenzen in der Politik und Gesellschaft ernst genommen und bekämpft. Ich bitte also alle, Schüler(innen) und Lehrkräfte, dies schnellstmöglich zu ändern. Es ist dringend notwendig mit unserer Haltung, Aufklärung und Bildung zu verhindern, dass es in unserer Gesellschaft möglich ist, ungestraft und ohne Konsequenzen Meinungen zu äußern, die gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verstoßen.