Journalismus unter der Lupezurück
Im Zeitalter der sozialen Netzwerke, in dem jeder online seine Meinung kundtun kann und manch einer sogar seinen eigenen News-Channel ins Leben ruft, wo alternative Nachrichten angeboten werden, gewinnt die Auseinandersetzung mit Medien immer größere Relevanz. Nachdem sie dieses Schuljahr bereits einen Workshop zum Thema Fake News besucht hatten, lernten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 8c und 8d das Medium Zeitung im Rahmen eines Projekts im Deutschunterricht näher kennen, dessen krönenden Abschluss der digitale Besuch der Journalistin und Buchautorin Sara Maria Behbehani am 16. Juli 2021 darstellte.
Wie wird man eigentlich Journalist? Wie sieht der Arbeitsalltag eines Journalisten aus?
Mit Fragen wie diesen löcherten die Schülerinnen und Schüler unseren Gast, der bereitwillig Rede und Antwort stand. Frau Behbehani ließ uns teilhaben an ihrem Werdegang, der von einem abgebrochenen Medizinstudium über ein Studium der Germanistischen Literaturwissenschaft, Französisch und Theaterwissenschaft, während dessen sie die Leitung der Uni-Zeitung der Ludwig-Maximilians-Universität München übernehmen durfte, über zahlreiche Praktika zu einem Volontariat bei der Süddeutschen Zeitung führte. Bevor sie ihre Stelle am Newsdesk antrat, arbeitete sie einige Zeit lang im Buch Zwei, wo vor allem Artikel zu Themen erscheinen, die einen besonders hohen Rechercheaufwand erfordern. Frau Behbehani gewährte den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in ein solches Projekt, bei dem Jugendliche zu ihrer Sicht auf die Pandemie befragt wurden. Es sei ihr ein besonderes Anliegen, dass auch jungen Menschen eine Stimme in den Medien verliehen werde, da diese die Aufgabe hätten, die gesamte Gesellschaft abzudecken. Um Menschen zu interviewen, sei es manchmal auch notwendig, mehrtätige Reisen zu unternehmen, was im letzten Jahr coronabedingt auch nur eingeschränkt möglich gewesen sei und die Journalisten vor diverse Herausforderungen gestellt habe. Gründlich zu recherchieren und immer mindestens zwei seriöse Quellen als Grundlage für eigene Texte heranzuziehen, sei das Grundprinzip jeder journalistischen Arbeit. Der Presserat achte auch sehr genau auf die korrekte Vermittlung von Informationen – wenn eine Zeitung sich nicht daranhalte, werde sie gerügt.
Ist es gefährlich, als Journalist zu arbeiten? Ist die Pressefreiheit in Deutschland in Gefahr?
Als Journalist wird man heutzutage immer stärker kritisiert und Anfeindungen im Netz wie auch tätliche Angriffe gegenüber Journalisten mehren sich, wie der Anschlag auf den niederländischen Reporter de Vries erst kürzlich wieder auf erschreckende Weise bewies. Auch Frau Behbehani gibt zu, im Rahmen ihrer Arbeit schon mit Hasskommentaren konfrontiert worden zu sein, was zeigt, dass auch in Deutschland eine gewisse Feindseligkeit gegenüber der Medienlandschaft besteht. Angst, auch vor Einschränkungen, wie sie in anderen Ländern zu beobachten sind, habe sie jedoch nicht. Der Polarisierung müsse aber entgegengewirkt werden: Sie sei Journalistin geworden, „um mit Sprache Brücken zu bauen – zwischen Menschen, zwischen Lebenswelten, zwischen dem Hier des Lesers und dem Dort des Geschehens“.
Rassismus in Deutschland
Dieses Zitat stammt aus Sara Maria Behbehanis Sachbuch „Schwarzweißdenken“, das am 01. November 2021 beim Verlag Droemer Knaur erscheinen wird und aus dessen Prolog sie den Schülerinnen und Schülern der Klasse 10b am 16. Juli 2021 eine Leseprobe bot. Als Anlass für das Schreiben dieses Buches nennt Frau Behbehani die Black Lives Matter-Demonstrationen, die nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd auch in Deutschland zunahmen. Nach der Veröffentlichung eines Kommentars zu den Protesten entstanden auf Anregung des Verlags die ersten Thesen zur Thematik, die zur Grundlage ihres Buchs werden sollten. In diesem werden persönliche Erlebnisse mit sachdienlichen Hintergrundinformationen ergänzt, um ihre Kernbotschaft zu vermitteln: „Wir müssen wieder anfangen, einander zuzuhören.“
Damit spricht sie vielen Schülerinnen und Schülern aus der Seele, denn auch an unserer Schule gibt es Kinder und Jugendliche, die in ihrem Leben schon Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit gemacht haben. Wie wichtig es ist, offen über solche Erlebnisse zu sprechen und den Diskurs zu suchen, betonten alle Beteiligten während des Anschlussgesprächs an die Lesung immer wieder. Gerade deshalb sind wir besonders dankbar, dass Frau Behbehani sich die Zeit genommen hat, sich auch über dieses Thema mit unseren Schülerinnen und Schülern auszutauschen.
An unserer Schule geben wir Rassismus keine Chance!
Sabrina Müller