Interview mit Buchautor und Tagesschausprecher Constantin Schreiberzurück

Constantin Schreiber ist seit 2017 Sprecher der Tagesschau, seit 2021 spricht er auch die Hauptausgabe um 20 Uhr, die von mehreren Millionen Menschen täglich gesehen wird. Außerdem hat er mehrere Bücher geschrieben, unter anderem das 2023 erschienene “Glück im Unglück: Wie ich trotz schlechter Nachrichten optimistisch bleibe“, welches im “Hoffmann und Campe Verlag“ erschien. Im Interview mit unserer Schülerzeitung spricht er über seine Zeit in Syrien, erzählt, warum er schon mal die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Nahost-Reise begleitet hat und er deckt auf, was er als Tagesschau-Sprecher in der Zwischenzeit zwischen zwei Sendungen macht, wenn er die Nachtschicht hat.

Constantin Schreiber

Foto: Sebastian Fuchs

Dicke Bertha: Hallo Herr Schreiber, ich habe über Sie erfahren, dass Sie als Jugendlicher einige Jahre in Syrien verbracht und dort Arabisch erlernt haben. Wie haben Sie die Zeit dort erlebt und wie lange haben Sie gebraucht, um die neue Sprache zu lernen?

Constantin Schreiber: Meine Klassenkameradinnen und -kameraden haben sich damals für die USA oder Australien interessiert, ich aber wollte nach Syrien. Dort gab es damals kaum Menschen, die so aussahen wie ich – blond und blauäugig. Ich war also schon ein Exot. Und es gab auch keine Leute in meiner Umgebung, die eine andere Sprache als Arabisch sprachen. Also musste ich die Sprache lernen und das geht erstaunlich schnell, wenn man keine andere Wahl hat.

Wann war für Sie klar, dass Sie einen journalistischen Beruf ausüben wollen?

Ich wollte lange Zeit Richter werden und habe deshalb auch Jura studiert. Zum Journalismus bin ich fast zufällig gekommen, als ein Fernsehsender während des Irak-Krieges jemanden suchte, der Arabisch spricht.

Wie kam es dazu, dass sie u.a. die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Nahost-Reisen begleitet haben, und wie ist Ihnen die Kanzlerin begegnet?

Constantin Schreiber: Journalistinnen und Journalisten begleiten Mitglieder der Bundesregierung sehr oft auf Reisen. Die Kanzlerin war nett.

Im Jahr 2015 moderierten Sie die ntv-Reihe „Marhaba – Ankommen in Deutschland“, und das auf Arabisch! Mussten Sie sich als Vorbereitung auf die Reihe nochmal mit der arabischen Sprache auseinandersetzen oder konnten Sie noch alles?

Bei „Marhaba“ ging es ja um viele spezielle Themen, die unser Leben in Deutschland betreffen und damit auch um viele spezielle Wörter: Gleichberechtigung, Elternzeit, etc. Solche Wörter habe ich natürlich vorher nochmal nachgeschaut.

Im Jahr 2017 kamen Sie dann zur Tagesschau. Haben Sie sich beworben oder wurde Ihnen der Job angeboten?

Das hat sich tatsächlich so ergeben und darüber bin ich sehr froh.

Was machen Sie eigentlich in der Zeit zwischen zwei Sendungen, wenn Sie bei der Tagesschau für die Nachtschicht eingeteilt sind? Oft liegen die kurzen Sendungen in der Nacht weit auseinander, eine kann zum Beispiel um 01:48 Uhr sein und die nächste ist um 05:00 Uhr.

Ich schlafe!

Fällt es Ihnen manchmal schwer, Emotionen bei schlimmen Nachrichten zurückzuhalten, wenn Sie zum Beispiel über Flugzeugabstürze, Kriege und Terroranschläge berichten müssen?

Ja, manchmal ist das schwierig aber das gehört zu unserem Job dazu.

Haben Sie auch privat zu Ihren ARD-Kollegen Kontakt?

Ja, ich verstehe mich tatsächlich mit einigen Kolleginnen und Kollegen sehr gut.

Wie oft werden Sie durchschnittlich im Monat auf der Straße erkannt und angesprochen?

Oh, das passiert ganz oft. Manchmal sagen die Leute: Hallo, Herr Schreiber! Und dann überlege ich, woher ich die kenne, bis mir auffällt, dass ich die gar nicht kenne, aber sie mich.

Sie sind nicht nur Tagesschau-Sprecher und Journalist, sondern auch Buchautor. Ihr neuestes Buch heißt „Glück im Unglück: Wie ich trotz schlechter Nachrichten optimistisch bleibe“. Wie gelingt Ihnen das und haben Sie Tipps für Kinder und Jugendliche, wie sie trotz schlechter Nachrichten optimistisch bleiben können?

Ich habe eine sehr nette Familie, die mich bei meinen Buchprojekten unterstützt und mir Zeit dafür lässt. Mit Kindern und Jugendlichen muss man über die Nachrichten sprechen – auch über die schlechten. Und es ist wichtig zu verstehen, was diese Nachrichten direkt mit ihnen zu tun haben und, dass es aber auch noch mehr auf der Welt gibt als schlechte Nachrichten.

Können Sie über Versprecher in der Tagesschau lachen oder ärgern Sie sich darüber?

Mal so, mal so. Meistens lachen aber die Zuschauerinnen und Zuschauer darüber und ich dann auch.

Vielen Dank für das Interview.

Danke, Aaron! Toll, dass Du Dich gemeldet hast.