FANfare – ein Interview mit einem Horn-Fanzurück

Adriano Orlandi unterrichtet Horn an verschiedenen Musikschulen und arbeitet seit 2011 als tiefer Hornist am Theater Ulm. Vorher hat er in Florenz, Augsburg und Karlsruhe Horn studiert und war am Theater Augsburg, am Theater „Carlo Felice“ in Genua und am Theater „Maggio Musicale Fiorentino“ in Florenz angestellt.

DdB: Warum hast du dir Horn als Instrument ausgesucht?

Herr Orlandi: Ich wollte am Anfang Tuba spielen, aber es gab in der Musikschule damals in Florenz keine Tuba Lehrer und es wurde mir empfohlen, mit Horn anzufangen und weil ich im Chor gesungen habe und ein paar Monate davor in einem Konzert gesungen habe – ich stand genau hinter den Hörnern – habe ich sofort zugesagt.

Wie alt warst du, als du angefangen hast Horn zu spielen?

Ich habe in der Musikschule in Florenz im Chor angefangen, habe ein paar Jahre dort mitgesungen und als ich 11 oder 12 Jahre alt war, im Sommer, ist was passiert, dass bei jedem Jungen in der Jugend passiert: meine Stimme hat sich verändert und von Kinderstimme in eine Jugendstimme und dann in eine Männerstimme verwandelt und ich konnte nicht mehr singen. Ich wollte nicht die Musikschule verlassen, ich wollte nicht einfach aufhören und mit 12 Jahren habe ich meinen ersten Hornunterricht bekommen.

Kommst du aus einer musikalischen Familie?

Mein Bruder hat Gitarre gespielt und mein Vater hat ein bisschen Schlagzeug gespielt, aber ein festes Instrument hatte bei uns niemand gelernt. Meine Familie ist aber sehr musikalisch, obwohl sie keine musikalische Ausbildung hatten, denn sie haben alle Oper- und Sinfoniekonzerte geliebt. Mein Vater hat alle bekanntesten und schönsten Opern-Arien von italienischen Komponisten wie Verdi, Puccini usw. gesungen und auf ihre Art waren sie sehr musikalisch.

Was gefällt dir besonders gut am Horn?

Am Horn gefällt mir natürlich am besten wie es klingt. Dieser Klang ist einer der Schönsten, wenn nicht der Schönste im ganzen Musik-Bereich. Das Horn ist auch das einzige Instrument, das zwei verschiedene Gruppen verbindet: Holzbläser und Blechbläser. Es ist das einzige Instrument, das mit Holzbläserinstrumenten und mit Blechbläserinstrumenten spielt. Es gefällt mir, dass es so kräftig, so sanft, so wundervoll rund und harmonisch klingt. Es ist einfach das Schönste.

Macht es Spaß in einem Theaterorchester zu spielen?

In einem Orchester macht es sehr viel Spaß. Es ist so schön, so viele verschiedene Instrumente zu sehen und zu hören, die miteinander musizieren und die insgesamt einen einzigen Klang schaffen. Das war mein Wunsch, mein Ziel und ich bin froh, dass ich es machen kann. Es ist tatsächlich wunderschön, in einem Orchester spielen zu können.

Wie oft die Woche habt ihr Orchesterprobe?

In einer normalen Arbeitsphase, das heißt ohne Corona, ohne nichts anderes, haben wir fast jeden Tag Probe, manchmal eine, manchmal zwei und dazwischen auch Vorstellungen. Also wir sind fast jeden Tag beschäftigt. Wir haben einen Ruhetag, das ist meistens bei uns Montag, aber sonst haben wir Vormittag und abends entweder Probe oder Vorstellungen. Am Samstag und Sonntag, Weihnachten, Silvester und Ostern muss ich arbeiten, wenn alle anderen Urlaub oder Pause haben. Wir haben normalerweise jede Woche Dienst.

Wie oft übst du Zuhause?

Ich versuche jeden Tag mein Einspielprogramm durchzuführen. Es ist natürlich nicht immer machbar, aber sobald ich Unterricht habe und vielleicht einen vollen Nachmittag unterrichte, versuche ich jedes Mal, auch wenn ich Unterricht gebe, für mich selber zu üben. Deswegen sagen wir, etwa zwei Stunden am Tag werden genutzt, um sich vorzubereiten und zum Üben. Wenn eine schwere Zeit kommt, mit sehr vielen Programmen und sehr vielen Konzerten, kann sich das natürlich alles ein bisschen vergrößern. Vier bis sechs Stunden am Tag, die man üben soll oder für die Vorbereitung für Konzerte und so darf .

Was war die peinlichste Situation an einer Aufführung?

Als ich noch jung war, habe ich einmal ein Konzert mit einem Jugendorchester gespielt und ich habe eine große Dummheit gemacht: Ich habe den ganzen Vor- und Nachmittag wie ein Wilder geübt und am Abend war ich komplett fix und fertig. Im Konzert war dann meine Leistung nicht ganz so schön. Sie sie war ziemlich katastrophal und an einer bestimmten Solo-Stelle, die ich absolut nicht gut geliefert habe, hat sich sogar mein Notenständer beschwert! Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Die Schraube, die das Pult hoch hält, war sehr locker, keine Ahnung wie, aber am Ende von meinem Solo, wo ich fast alles falsch gespielt hatte, ist mein Notenständer komplett versunken. Mit einem lauten Geräusch! Das war für mich ziemlich peinlich, weil du spielst und dann plötzlich „BUMM“ und dein Pult fällt auf den Boden. Das war wahrscheinlich die peinlichste Situation, die ich erlebt habe. Nicht nur wegen dem Pult, auch weil ich mein Solo nicht so gut geliefert habe. Ich war ziemlich frustriert und sauer auch mich selbst. Aber das war auch eine gute Gelegenheit zum Lernen. Und seit dieser Gelegenheit versuche ich mich immer vor einem Konzert zu schonen. Ich bereite mich gut vor, aber übertreibe nicht, so dass ich Kraft für das Konzert habe.

Vielen Dank für das Interview!

 

Frieda Minhöfer