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Ein Vortrag zum Thema „Welche Zukunft hat Europa“

Ein Vortrag von Peter Bauch von der Hanns-Seidel-Stiftung

Ein düsteres Bild von der Zukunft Europas zeichnete Peter Bauch, ein ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Bundestags, in seinem Vortrag „Welche Zukunft hat Europa.“ Der von der Hanns-Seidel-Stiftung beauftragte Redner betonte, dass Deutschland inzwischen von vielen Neidern in Europa umgeben sei, besonders Frankreich und Italien nannte er hierbei. Deutschlands wirtschaftlicher Erfolg werde hier als eine Art neuer Imperialismus gesehen. Aber auch die Re-Nationalisierung sei offensichtlich, sowohl beim Brexit des Vereinigten Königreichs, als auch durch das Gebaren Ungarns, Polens oder Italiens, das mit China einen Handelsvertrag abschloss, dessen Inhalte man den europäischen Partnern nicht offenbarte hätte. Rechtspopulisten seien weiterhin im Aufwind, was bei den Europawahlen zu einer großen Zahl europafeindlicher Abgeordneter, insbesondere aus Frankreich, führen könnte.

Neben der inneren Zerrissenheit und damit Lähmung Europas, würde der Druck von außerhalb immer stärker, sei es durch Russland, China, der Türkei in der Flüchtlingsfrage und neuerdings auch durch die USA, die in Gestalt Donald Trumps die EU zunehmend als Gegner, denn als Partner behandelt. In dieser Situation würde es in den nächsten zehn Jahren um nichts anderes als um das Überleben der EU gehen. Wie wichtig aber die Europäische Union für Deutschland sei, veranschaulichte er durch gewichtige Zahlen, wie dem Anteil von ca. 65% der EU Märkte für den deutschen Außenhandel oder der Tatsache, dass Deutschland unter den zehn Ländern sei mit den meisten Nachbarn, bekanntermaßen neun an der Zahl. Er appellierte eindringlich daran, sich zu erinnern, dass Europa als Friedensprojekt begonnen wurde und es seit über 1000 Jahren keine so lange Friedensperiode in Europa gegeben habe. Europa sei eine Wertegemeinschaft und Demokratie, Menschenrechtsschutz und die vielen Vorteile des Binnenmarkts seien gewaltige Errungenschaften, die mit viel zu großer Gleichgültigkeit oder Selbstverständlichkeit zur Kenntnis genommen würden. Er rief die versammelte Jahrgangstufe 10 dazu auf, sich dies bewusst zu machen und gerade als Jugend für Europa einzutreten. Ansonsten könne es ihnen ergehen wie den jungen Briten, die sich zu zwei Dritteln nicht am Austrittsreferendum 2016 beteiligt hatten und nun – obwohl zum Großteil pro-europäisch – mit den Folgen zu leben hätten.

Ingo Sand