Passion für Südafrikazurück

My South-Africa

Die Schüler*innen der Klassen 10b und 10c hörten am 28.01.2022 im Rahmen des Englischunterrichts einem interessanten und auf Englisch gehaltenen Vortrag unseres Musiklehrers Herrn Trevor Wood, der in Südafrika aufgewachsen ist, zu.

Herr Wood entstammt einer multikulturellen Familie: Seine Großväter kamen aus der Ukraine und aus England und seine Großmütter aus Australien und Kanada. Geboren wurde er in Durban, der sogenannten Surfcity. Die Stadt liegt am indischen Ozean und ist eines der beliebtesten Surfer-Gebiete. Später zog er nach Cape Town, wo er 13 Jahre lebte, bevor er mit seiner Frau nach Deutschland ging.

Anhand seiner eigenen lehrreichen Erfahrungen beschrieb er den Schüler*innen das Apartheid System, welches in Südafrika von 1948 bis 1994 vorherrschte. Niemals hätte während dieser Zeit ein Schwarzer eine weiße Schule besuchen dürfen. Schulen seien damals strikt nach schwarz und weiß getrennt gewesen und Herr Wood habe daher in seiner Schule nur schwarze Arbeiter gesehen, nie Schüler oder Lehrer. Überhaupt habe man Schwarze nur tagsüber in den weißen Vierteln angetroffen, wo sie als Gärtner, Bauarbeiter, Reiniger etc. arbeiteten, denn nachts mussten sie zurück in ihre Homelands fahren. Weiße beuteten die Schwarzen aus.

Aber die schwarze Bevölkerung habe sich gewehrt, denn sie war so arm, dass sie fast alles getan hätte, um zu überleben: Einbruch, Bedrohungen und Kidnapping mit Geldforderung waren leider nichts Seltenes.

Auch in Herrn Woods Elternhaus sei eingebrochen worden. Deshalb hätten die meisten Häuser dort Mauern und Stacheldrahtzäune sowie Wachhunde.

Seinem Vater sei sogar einmal in die Schulter gestochen worden, als er während der Rushhour nur kurz sein Autofenster geöffnet hatte.

Freunde von ihm seien brutal zusammengeschlagen, viele Menschen ermordet worden. Es war eine schwierige Zeit für Südafrika.

Als Nelson Mandela, ein Kämpfer gegen die Apartheid, 1990 aus dem Gefängnis kam und 1994 zum Präsidenten gewählt wurde, habe sich die Politik und somit auch das Leben in Südafrika geändert. Nelson Mandelas Traum von einer bunten, facettenreichen „Regenbogen“-Nation sei langsam verwirklicht worden, auch wenn es ein „Long Walk to Freedom“ (Nelson Mandela) gewesen sei.

Trotz all der Probleme im Land habe Herr Wood gern in Südafrika gelebt. Vor allem Spaziergänge am Meer während der Mittagspause vermisse er manchmal. Anhand vieler Bilder veranschaulichte er den Schüler*innen eindrücklich die wunderschöne Landschaft in seiner Heimat, in die er während der Ferien immer wieder reist. Der Kontrast zu Deutschland ist jedoch groß.

Als Herr Wood im August 2011 nach Ulm kam, habe er nicht glauben können, dass man hier nachts einfach auf die Straße gehen kann, da dies in Südafrika lebensgefährlich wäre. Auch die Ruhe und die Tatsache, dass nicht überall Polizisten patrouillieren, war für ihn eine ganz neue Lebenserfahrung.

 

Ein ganz spezielles Detail aus seiner Jugend hob sich Herr Wood für den Schluss seines Vortrags auf: Er ging mit Elon Musk, der ebenfalls in Südafrika aufgewachsen ist, in dieselbe Klasse.

 

Zuletzt konnten die Schüler*innen Herrn Wood noch ein paar Fragen stellen, die er bereitwillig beantwortete.

Auch ich habe im Anschluss noch zwei Schülerinnen aus der 10 b interviewt. Diese haben mir erzählt, dass sie im Vorfeld das Thema Apartheid und Rassismus in Südafrika bereits im Unterricht durchgenommen hatten. Beide Klassen hätten Trevor Noahs Autobiografie „Born a Crime“ gelesen. In diesem Zusammenhang hätten sie ebenfalls über den großen Kontrast zwischen dem freien Leben der Weißen und dem Leben der Schwarzen in Ghettos, auch Homelands genannt, gesprochen. Was die Schülerinnen aber besonders interessant an Trevor Woods Vortrag fanden, war, die Geschehnisse direkt von einem Zeitzeugen zu hören und zugleich aus einer anderen Perspektive, da es in „Born a Crime“ um das Aufwachsen des Sohnes einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters in Südafrika geht und Herr Wood aus der Sicht der weißen Bevölkerung in Südafrika berichtete. Zwar hatten sie auch schon gehört, dass man nachts in Südafrika nicht auf die Straße gehen sollte, die persönlichen Erfahrungen von Herrn Wood hätten die Problematik jedoch noch viel realer gemacht.

Die Frage, ob sie – wie Herr Wood – Südafrika auch verlassen hätten, haben beide bejaht, da in Sicherheit und nicht in ständiger Angst zu leben für sie das Wichtigste ist.

Emilia Schroeder, 9d