Digital arbeiten, Diagramme auswerten, in Debatten argumentierenzurück
Einblicke in den Methodentrainingstag am Bertha-von-Suttner-Gymnasium Neu-Ulm
von Sabrina Müller
Erwartungsvoll sehen mich neunzehn Augenpaare in der 5a an, als ich am Methodentrainingstag ihr Klassenzimmer betrete. Heute werden unsere Schüler nämlich von verschiedenen Lehrkräften unserer Schule besucht, die ihnen eine Reihe nützlicher Methoden für den Schulalltag – aber auch fürs Leben – beibringen.
In der fünften Klasse geht es in dieser Stunde um die Themen Vokabeln lernen und Lesestrategien anwenden. Zwar findet an den Grundschulen bereits ein erster Kontakt mit der englischen Sprache statt, aber Methoden zum Einprägen neuer Wörter lernt man oft erst später. „Mind-Maps kenne ich schon aus der Grundschule. Cool, dass ich sie auch fürs Vokabeln Lernen nutzen kann,“ erklärt mir eine Schülerin erleichtert, nachdem von mir eine Mind-Map zu „Animals“ präsentiert worden ist. „Toll finde ich auch die Methode mit den Bildwörtern. Malen macht mir viel Spaß!“ Und Freude soll man ja beim Lernen auf jeden Fall haben. „Wie heißt die App nochmal, mit der ich Vokabeln auch anhören und üben kann?“, will eine Schülerin wissen. Spielerisches Lernen kann auf analogem, aber auch auf digitalem Weg bereichernd sein. Daher werden bei uns schon die Kleinsten auch langsam und in kleinen Häppchen mit den Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, vertraut gemacht. Da diese jedoch auch dazu beiträgt, dass sich immer mehr eine Wisch-und-Weg-Haltung entwickelt, die durch die Arbeit mit Tablets oder Smartphones noch verstärkt wird, wird diesem Trend mit der Einübung von Lesestrategien gleichzeitig entgegengewirkt. „Lesen ist ja auch in anderen Fächern wie Mathe wichtig, wenn man z.B. die Aufgabe richtig lesen muss,“ stellt eine Schülerin fest. Mit dieser Erkenntnis hat sie das grundlegende Prinzip unseres Methodentrainingstags auf den Punkt gebracht, denn im Zentrum stehen fächerübergreifende Kompetenzen, die unsere Schüler in allen Fächern weiterbringen können.
Auch unsere Siebtklässler, denen ich anschließend einen Besuch abstatte, merken schnell, dass Diagramme nicht nur in Mathe oder Naturwissenschaften, sondern auch in Deutsch, Geschichte oder Geografie eine Rolle spielen. Und sogar in Sport begegnen sie einem. Begeistert berichten sie mir von der ersten Stunde des heutigen Tages, in der Bewegung im Vordergrund stand. Denn Bewegung fördert den Geist und ist daher für einen gelungenen Schulalltag unverzichtbar.
In der nächsten Stunde spiele ich Mäuschen in einer weiteren fünften Klasse. Hier wird gerade gelernt, wie man sich an den Computern und iPads bei uns im Schulhaus anmeldet und wie man Teams benutzt. „Wir haben an unserer Grundschule auch schon mit Teams gearbeitet. Das ist gar nicht schwer“, klären mich mehrere Kinder auf. Besonders gut kommt an, dass man mithilfe dieser Plattform auch an unserem Gymnasium die Möglichkeit hat, nach Hausaufgaben zu fragen oder bei Problemen die Lehrkräfte oder Klassenkameraden zu kontaktieren.
Digital gearbeitet wird auch in der 6. Jahrgangsstufe. Nachdem die Kinder in einer vorausgehenden Stunde bereits gelernt hatten, worauf es beim Referieren ankommt und welche Kriterien eine gute PowerPoint-Folie erfüllen muss, dürfen sie sich im Computerraum selbst an die Erstellung einer Präsentation wagen. „Ich wusste gar nicht, dass man den Hintergrund auch transparent machen kann. Das finde ich cool“, erläutert mir ein Schüler, während er mir stolz zeigt, wie er seine Folie gestaltet. Das gemeinsame Entdecken sinnvoller Optionen, die Programme bieten, ruft zum Teil großes Staunen hervor. Natürlich sind in den Klassen auch schon richtige Profis am Werk, die das Spektrum an Animationen und Filtern gekonnt einsetzen können und anderen vorführen.
Auch die achten Klassen dürfen sich am Methodentrainingstag auf einem vertieften Niveau mit dem Thema Präsentieren auseinandersetzen und erstellen zunächst Kurzpräsentationen, die es dann vor der Klasse zu halten gilt. Dies sorgt für viel Gelächter, denn ohne lange Vorbereitung und Notendruck kann so eine Aufgabe natürlich auch mal schiefgehen.
Genau das macht den Methodentrainingstag, einer Schülerin der 9. Jahrgangsstufe zufolge, aber auch so sinnvoll, „dass man ohne Benotung und Druck eine interessante und auch wichtige Methode gemeinsam einüben und dabei auch Spaß haben kann“, denn oft habe man im Unterricht auch nur „wenig Zeit, um solche Dinge ausführlich zu besprechen“. In der 9. Klasse steht heute das Debattieren im Vordergrund, nicht zuletzt, weil in dieser Jahrgangsstufe im Fach Deutsch eine schriftliche Schulaufgabe durch eine mündliche Debatte ersetzt wird. Unter Bezugnahme auf den Wettbewerb „Jugend debattiert“ zeigen die hier eingesetzten Lehrkräfte den Schülern auf motivierende Weise, wie so eine Debatte abläuft. Selbstverständlich darf im Anschluss auch direkt selbst getestet werden, wie man seinen Standpunkt höflich, aber bestimmt vertritt und aufeinander eingeht.
Auf meinem Weg durchs Schulhaus begegne ich plötzlich kleinen Schülergrüppchen, die konzentriert über ihren Notebooks die Köpfe zusammenstecken und diskutieren. Es handelt sich um Schüler der 11. Jahrgangsstufe, die sich heute mit dem Thema Körpersprache auseinandersetzen. „Ich wusste nicht, dass die Körpersprache mehr als 50 % dazu beiträgt, ob ein Vortrag als gelungen oder nicht gelungen eingeschätzt wird, während auf die Sprache nur 7 % entfallen“, berichtet ein Schüler mir. Als überraschend schätzt die Gruppe diese Zahlen allerdings nicht ein, denn auch sie hätte schon beobachtet, dass jemand, der sich hinter seinen Notizen versteckt, nicht als besonders kompetent wahrgenommen wird. Selbstbewusstes Auftreten vor Publikum zu üben, erachtet das Team daher übereinstimmend als gewinnbringend.
Körper und Geist stehen auch in der Einheit „Macht der Gedanken“ im Fokus: Prüfungsängste in den Griff oder durch Meditationsübungen einen freien Kopf bekommen und Stress reduzieren. All dies gewinnt im Schulalltag immer mehr an Bedeutung, weshalb heute neben Fitness- und Yogaübungen auch Strategien vermittelt werden, die Schülern bei der Bewältigung anstrengender Phasen helfen können.
Darüber hinaus bilden die Blöcke „Soziales Arbeiten im Team“ sowie ein Intensivkurs zur „Lernorganisation“ Hilfestellung für den Schulalltag. „Ich vergesse oft meine Hefte oder Bücher zuhause. Jetzt werde ich versuchen, meinen Schulranzen mal gleich zu packen, wenn ich die Hausaufgaben gemacht habe,“ nimmt sich ein Schüler vor.
Manchmal sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied machen können. Man muss nur wissen, wie. Und dass der Methodentrainingstag sich genau diesem Aspekt verschrieben hat, schätzen unsere Schüler:
„Ich finde es super, dass wir so einen Tag in der ersten Woche haben, weil man so langsam und ohne Druck ins neue Schuljahr starten kann und gleich auf entspannte Weise in jeder Jahrgangsstufe wichtige Tipps bekommt, die man dann gezielt umsetzen kann.“